Auf dieser Website werden die Ergebnisse und Erkenntnisse der Bachelorarbeit system-change-oriented-feminist-design-mythology (2025) von Paulina Stein veröffentlicht.

Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Komplexität der Gegenwart.
„Vorwegzunehmen ist, dass das kapitalistische Gesellschaftssystem in seinen Konsequenzen alle Bereiche des menschlichen sowie nicht-menschlichen Lebens beeinflusst und uns in der Gegenwart mit einem „multidimensionalen Krisenkomplex“ (vgl. Faser 2023) konfrontiert, der die Bedingungen der Existenz, wie wir sie kennen, maßgeblich erschwert und kooperative Zusammenarbeit in allen Bereichen erfordert.“ (22)
"Es ist unsere Aufgabe, Unruhe zu stiften, zu wirkungsvollen Reaktionen auf zerstörerische Ereignisse aufzurütteln, aber auch die aufgewühlten Gewässer zu beruhigen, ruhige Orte wieder aufzubauen."
(Donna Haraway, 2016)
Theorie & Methodologie
Im Prolog ist eine Übersicht markanter weltpolitischer Ereignisse zu finden, die sich in den vergangenen drei Monaten ereignet haben, während diese Arbeit geschrieben wurde. Sie nehmen eine Erklärung der Notwendigkeit radikalen Wandels vorweg und machen die menschliche Bedrohungslage offensichtlich: Naturkatastrophen in Form von Waldbränden, Fluten, Bodenerosionen, Vulkanausbrüche, Stürme und Orkane sind längst keine Seltenheit mehr. Hinzu kommen eine grassierende soziale Ungerechtigkeit, prekäre Niedriglohnarbeit, die Ausbeutung reproduktiver Fähigkeiten und marginalisierter Bevölkerungsgruppen, erstarkender Faschismus und ein global zunehmender Militarismus.
Der Status Quo der Welt steht in unmittelbarer Verbindung zu der traditionell verwurzelten patriarchalen Beschaffenheit der Art und Weise wie wir denken und leben (mindset) oder in Nancy Frasers Worten: einer strong-men Kultur (Fraser, 13), deren Eindämmung eine starke feministische Gegenkultur erfordert, die diese Arbeit zu stärken versucht.
Die Frage unseres anthropologischen Zeitalters lautet also:
Wie können wir das kapitalistische System überwinden, ohne mit ihm in den Abgrund gerissen zu werden? Oder vereinfacht formuliert:Wie können wir Systeme zielgerichtet gestalten? Oder:
Wie gestalten Gestalten Gestalten?
Als einleitende Forschungsfrage gilt es zu klären, wie Design durch Intervention zielgerichtet zu einer sozialen Transformation beitragen kann:
Wie können wir, Gestalten, Gestalten gestalten?
Solidarität kann nur erreicht werden, wenn Gleichberechtigung zur Grundvoraussetzung erklärt wird – „es geht nur miteinander oder gar nicht“ (vgl. Haraway) – denn bei der Bewältigung des „multidimensionalen Krisenkomplex“ (vgl. Fraser) der Gegenwart ist eine kollektive Kraftanstrengung „der Multitude“ (vgl. Negri & Hardt) erforderlich, der es gelingt die Denkweise (mindset) systemisch zu transformieren (vgl. Sevaldson) um komplexe Systeme durch ihre kleinste Einheit, die Kommunikation (Luhmann), zu gestalten, die wiederum in ihrer kollektiven Variante traditionell in Form von Mythen stattfand. Mythologie könnte also durch eine Wiederbelebung und die sinnstiftenden Effekte (vgl. Armstrong) zu einer Orientierung in einer dichten Gegenwart und der Transformation von Beziehungsweisen führen (vgl. Adamczak) und wird im Folgenden als kollektiv ethisches Phänomen untersucht.
Es liegt in der Natur komplexer sozialer Systeme, dass sie schwer zu überblicken sind. Die Fähigkeit dynamischer Selbstentwicklung (autopoiesis), also sich stetig neu zu erfinden und dabei die Regeln, nach denen das System funktioniert, hinterfragen und verändern zu können, verstärkt die Unübersichtlichkeit unserer dichten Gegenwart.
Bereits 2003 proklamiert der kritische Kulturwissenschaftler Frederic Jameson (1934-2024), was heutzutage als eine weit verbreitete Perspektive gilt: